Kretschmer kassiert Kritik für die Forderung nach Arbeitzeitverlängerung

Nicht nur der sächsische Arbeitsminister Martin Dulig (SPD) äußerte sich auf Anfrage kritisch zu Kretschmers Vorschlägen, der damit den Arbeitskräftemangel bekämpfen will. 

Kretschmer hatte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) gegenüber erklärt, dass jeder eine Stunde pro Woche länger arbeiten könnte, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Dulig wies auch diesen Vorschlag zurück und betonte, dass eine Erhöhung der Arbeitszeiten und Renteneintritte das Problem der fehlenden Arbeits- und Fachkräfte nicht lösen würden. Stattdessen seien eine gute Aus- und Weiterbildung, eine verstärkte Zuwanderung von Arbeits- und Fachkräften sowie Investitionen in die Automatisierung von Arbeitsabläufen erforderlich. Petra Köpping, Ministerin für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, bezeichnete Kretschmers Vorschläge als Rentenkürzung auf Kosten der Beschäftigten.

Die Linken-Landesvorsitzenden Susanne Schaper und Stefan Hartmann bezeichneten Kretschmers Äußerungen als veraltet. Sie betonten, dass eine längere Arbeitszeit nicht zwangsläufig zu einer höheren Produktivität führe und dass eine Modernisierung der Anlagen und Infrastruktur notwendig sei, um den Wohlstand zu erhalten.

Auch der wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen, Gerhard Liebscher, kritisierte Kretschmers Vorschläge und forderte strukturelle Verbesserungen, insbesondere in Bezug auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf etwa durch ein flächendeckendes ÖPNV-Netz.

Markus Schlimbach, Vorsitzender des DGB Sachsen, kritisierte, dass Kretschmer wiederholt die Forderungen der Arbeitgeber unterstütze. Er betonte, dass Motivation und gute Arbeitsbedingungen eng miteinander verbunden seien und dass bessere Bedingungen benötigt würden, um Fachkräfte zu halten. Burkhard Naumann, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Sachsen, bezeichnete Kretschmers Äußerungen als weltfremd und sprach sich stattdessen für eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit aus, um Berufskrankheiten vorzubeugen.

Arbeit & Wirtschaft | | 07.07.2023

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